WirtschaftSoll Fracking in Deutschland ermöglicht werden?
Moderator der DebatteRalf NestlerRedakteur im Ressort Wissen und Forschen
Expertise:
Ralf Nestler hat Geologie studiert und ist verantwortlicher Redakteur für den Bereich Forschen. Er interessiert sich besonders für Geowissenschaften sowie Raumfahrt und Astronomie.
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Stand der Debatte
Das hydraulische Aufbrechen von Gesteinen eröffnet die Möglichkeit, Kohlenwasserstoffe aus unkonventionellen Lagerstätten zu gewinnen. In den USA hat das Verfahren zu einer massiven Steigerung der Produktion geführt. Auf der anderen Seite gibt es große Befürchtungen, dass durch das Fracking die Umwelt geschädigt wird. Wie sinnvoll ist es, das Verfahren in Deutschland zu ermöglichen?
von Friedbert Pflüger - Direktor
European Centre for Energy and Resource Security (EUCERS), King’s College London
Auf absehbare Zeit braucht Deutschland kein zusätzliches Fracking-Gas, weil uns genügend Mengen Gas zur Verfügung stehen, der Verbrauch stagniert beziehungsweise zurückgeht und die Versorgungssicherheit stabil ist. Dazu tragen die verlässliche deutsch-russische Energiepartnerschaft, zusätzliches Gas aus Aserbaidschan, verlässliche Lieferungen aus Norwegen und die bevorstehenden Lieferungen von amerikanischem verflüssigtem Gas (LNG) bei. Die Aufregungen in Deutschland sind schwer nachzuvollziehen. Für den Industriestandort und den Klimaschutz ist es viel wichtiger, die Debatte über Carbon Capture and Storage (CCS) wieder aufzunehmen.
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Die Fracking-Technologie wird in Deutschland bereits seit Jahrzehnten problemlos bei Tight-Gas eingesetzt. Die bisher entstandenen Probleme ereigneten sich vielmehr im Zusammenhang mit der Erdgasförderung ohne Frack-Vorgänge: Erdbeben, sowie Verunreinigungen durch Benzol und Quecksilber. Darum müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen so verschärft werden, dass die Erdgasförderung insgesamt sicherer wird.
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von Hans-Joachim Kümpel -
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Der Einsatz der Fracking-Technologie birgt in Deutschland keine unbeherrschbaren Risiken für die Umwelt. Das ist das Ergebnis zahlreicher Studien. Die Sicht von Fachleuten und die in Deutschland gemachten praktischen Erfahrungen mit Fracking stehen damit im Widerspruch zur Skepsis in der breiten Öffentlichkeit.
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von Christoph Löwer - Hauptgeschäftsführer
Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e. V (WEG)
Deutschland steht kurz vor einer wichtigen Entscheidung für die Zukunft der heimischen Erdgasproduktion. Schon seit mehr als vier Jahren wird über den neuen gesetzlichen Rahmen diskutiert. Dabei sind die heimischen Erdgas-Potenziale die Basis für einen verlässlichen, umweltverträglichen und bezahlbaren Energiemix.
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von Daniel Hiß - Koordinator des DNR-Projekts Reform des Bundesberggesetzes
Deutscher Naturschutzring (DNR)
Trotz des Klimavertrags von Paris hält die Bundesregierung an ihrem umstrittenen Fracking-Gesetz fest. Damit sendet sie ein fatales Signal: Statt konsequenten Klimaschutz zu betreiben, setzt sie weiterhin auf klimaschädliche fossile Energieträger und will einer Technik den Weg bereiten, die mit großen Risiken für Umwelt und Menschen verbunden ist.
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von Hubert Weiger - Vorsitzender
Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)
Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten im Bereich der erneuerbaren Energien - auch im internationalen Vergleich - besonders innovationsfähig gewesen. Wer hingegen nicht darauf setzte, so wie die deutschen Stromkonzerne, der hat dies bitter bereut. Das könnte sich beim Fracking wiederholen.
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von Ritva Westendorf-Lahouse - Leiterin der Unternehmenskommunikation
ExxonMobil Production Deutschland GmbH
Erdgas wird im Energiemix noch auf Jahrzehnte eine wichtige Rolle spielen - und dafür ist das Fracking-Verfahren nötig. Anders als oft behauptet, ist es keine Hochrisikotechnologie. Im Gegenteil. Es wird in Deutschland seit den 1960er Jahren eingesetzt, ohne einen Umweltschaden herbeigeführt zu haben. Die Industrie hat auf wichtige Vorwürfe reagiert und beispielsweise eine Frackingflüssigkeit entwickelt, die weder giftig noch umweltgefährlich ist und zudem biologisch leicht abbaubar. Ein Praxistest wird aber von der Politik verzögert. Je länger es an rechtlicher Klarheit mangelt, desto größer wird die Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland.
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von Oliver Krischer - Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag
Bundestag
Der Widerstand in der Bevölkerung ist groß - aus gutem Grund. Der Preis sind große Mengen giftiger Abwässer, potentiell verseuchtes Grundwasser, großer Flächenbedarf für die Bohrstellen und die notwendige Infrastruktur sowie eine schlechte, zumindest zweifelhafte Klimabilanz der Gasgewinnung. Die Bundesregierung sollte die Bedenken endlich ernst nehmen und Fracking eine Absage erteilen.
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von Oliver Kalusch - Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
Gefahr für das Grundwasser, Erdbeben, schlechtes Sicherheitskonzept: Angesichts der gravierenden Gefahren für Mensch und Umwelt müssen die Pläne für ein Pro-Fracking-Recht endgültig aufgegeben werden
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von Michael Beckereit - Vizepräsident
Verband kommunaler Unternehmen (VKU)
Trinkbares Wasser ist die Grundlage unseres Lebens. Gutachten belegen: Fracking birgt erhebliche Risiken für diese einzigartige Ressource - durch Bohrungen an sich, aber auch durch die Verwendung gefährdender Chemikalien, erhöhtem Transportaufkommen und der Entsorgung von belastetem Tiefenwasser. Wir brauchen deshalb jetzt ein „Wasserschutzgesetz“, das unsere Trinkwasserressourcen vor negativen Auswirkungen solcher Vorhaben wirksam schützt. Der bisherige Rechtsrahmen für Fracking leistet dies nicht. Der Gesetzesvorschlag der Bunderegierung geht bei allem Nachbesserungsbedarf in die richtige Richtung. Das parlamentarische Verfahren dazu muss jetzt beginnen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.
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von Hubertus Zdebel - Mitglied der Fraktion Die Linke
Bundestag
Mit der Fracking-Technik sollen neue Gas- und Ölvorkommen erschlossen werden. Während die Industrie hofft, eine neue Goldgrube entdeckt zu haben, birgt Fracking für Mensch und Umwelt große Gefahren. Ähnlich wie bei der Atomenergie ist durch die verursachten Schäden dieser Art der Gasgewinnung mit hohen Folgekosten zu rechnen. Angesichts der unbeherrschbaren Risiken wäre es unverantwortlich, Fracking zu erlauben.
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