DER INHALT WIRD VERANTWORTET VON DER LEIBNIZ-GEMEINSCHAFTBraucht Forschung Tierversuche?
Moderator der DebatteChristoph Herbort-von Loeperstellvertretender Pressesprecher, Leibniz-Gemeinschaft
Expertise:
Christoph Herbort-von Loeper ist stellvertretender Pressesprecher der Leibniz-Gemeinschaft. Nach einem Studium der Kommunikationswissenschaft an der FU Berlin volontierte er bei der Nordwest-Zeitung in Oldenburg zum Tageszeitungsredakteur.
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Oliver Lang
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Stand der Debatte
Tierversuche sind in der Grundlagenforschung in vielen Fällen heute immer noch unverzichtbar. Mit den Experimenten untersuchen Wissenschaftler komplexe biologische Prozesse in Tieren, um den menschlichen Organismus und seine Funktionsweise besser zu verstehen. Auch in der Medizin spielen Tierversuche eine entscheidende Rolle, etwa bei der Entwicklung neuer Medikamente und Therapieverfahren. Dennoch kritisieren Tierversuchsgegner, dass Wissenschaftler auf existierende Alternativmethoden umsteigen sollten. Sie fordern die Abschaffung der Experimente. Sind Tierversuche für die Forschung wirklich notwendig? Und darf der Mensch überhaupt andere Tiere für seine Interessen leiden lassen?
In dieser Debatte kommen namhafte Expertinnen und Experten zu Wort, die in unterschiedlichen Kontexten mit Tierversuchen zu tun haben. Weil sie selbst Tierversuche in ihrer Forschung einsetzen, weil sie Tierversuche zu ersetzbar halten oder weil sie sich dem ethischen Dilemma widmen, vor das uns Tierversuche stellen.
Die Debatte soll ein Beitrag für eine fundierte und sachliche Diskussion über Tierversuche sein und die unterschiedlichen Argumente transparent machen.
Tierversuche finden nicht nur mit Ratten oder Affen statt. Nein, auch an Fliegen - und das sogar in der Hirnforschung. Und weil Fliegen uns zum Teil überraschend ähnlich, zum Teil aber auch sehr unähnlich sind, sind Versuche mit ihnen besonders erkenntnisreich.
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von Ilse Jacobsen -
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut
Die Tierversuchs-Debatte in Deutschland wird zu einseitig geführt. Wissenschaftler sollten ihren Standpunkt, den Zweck und die Folgen für die Tiere klarer benennen. Wenn Tierversuche ins Ausland verlagert werden oder sich verantwortungsvolle Forscher zurückziehen, leidet vor allem dem Tierschutz.
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Alternativmethoden zu Tierversuchen haben es schwer in Deutschland. Sie werden politisch und behördlich nur halbherzig unterstützt, und auch die Forschungsförderung bietet zu wenige Anreize, wissenschaftlich in diese Zukunftstechnologie zu investieren.
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von Jan Hengstler - Arzt
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund
Ein zu früher Verzicht auf Tierversuche könnte gerade den Alternativmethoden schaden, die bislang oft noch nicht die gleiche Sicherheit bieten wie ein Tierversuch. In der öffentlichen Debatte brauchen wir mehr Transparenz, aber auch mehr Ehrlichkeit zum Umgang mit Tieren durch unsere Gesellschaft.
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Tierversuche sind nur dann vertretbar, wenn sie kein Leiden verursachen, argumentiert die Tierethikerin Ursula Wolf. Sie sagt: Dass menschliche Leiden gelindert werden sollen, rechtfertigt nicht, Tiere dafür leiden zu lassen.
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Lern- und Gedächtnisprozesse in Gehirn sind für eine wissensbasierte Gesellschaft sehr wichtig. Diese Prozesse sind so komplex, dass wir sie ohne Tierversuche nicht verstehen können. Tierversuche sind zudem nicht automatisch mit Schmerz verbunden und können für Nutztiere auch nützlich sein.
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von Volker Haucke - Professor und Direktor
Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie
Wissenschaft strebt nach Erkenntnis, nicht zuletzt, um zu verstehen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Dieses Selbstverständnis, dessen Grundlage die menschliche Neugier ist, erfordert auch künftig – vor allem in komplexen Feldern wie der Hirn- und Krebsforschung – den Einsatz von Tiermodellen.
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Die Bedeutung von Tierversuchen in der Medizin wird überschätzt, sagt der Leiter des "Zentrums für Alternativen zum Tierversuch in Europa“ an der Universität Konstanz, Marcel Leist. Gleichzeitig vermisst er den Willen der Forschungsförderung, Alternativmethoden gezielt voran zu bringen.
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von Andreas Radbruch -
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin
Eigentlich sind Entzündungen ja gesund. Das Immunsystem vernichtet so Krankheitserreger und repariert zerstörtes Gewebe. Doch immer mehr Menschen leiden unter chronischen Entzündungen, bei denen sich Immunreaktionen gegen den eigenen Körper richten, es kommt zu Autoimmunerkrankungen.
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von Stefan Treue - Direktor,
Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung
Tierversuche konnten in den vergangenen Jahren vielfach durch Alternativmethoden ersetzt werden, in absehbarer Zeit kann aber nicht vollständig darauf verzichtet werden, schreibt Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums.
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von Theresia Bauer - Ministerin,
Ministerium für Wissenschaft Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Tierversuche sind zurzeit in der biomedizinischen Forschung noch unverzichtbar, sagt Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, nicht nur im konkreten Anwendungsbezug, sondern auch in der Grundlagenforschung. Gleichwohl könnte die Zahl der Tierversuche schon heute reduziert werden.
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