Was ist uns das Klima wert? : Kids, vermiest mir nicht meinen SUV!

Diese Woche debattierten unsere Gastautor*innen über die Frage: Was ist uns das Klima wert? Soziologe Harald Welzer forderte mehr Maßnahmen zum Klimaschutz, notfalls durch Steuererhöhungen, schließlich gehe es um die nächste Generation. Gwendolyn Rautenberg und Ronja Enold von Fridays for Future riefen die Gesellschaft dazu auf, den Druck auf die Politik zu erhöhen. Die Lehrerin Vivien Meggyes schrieb begeistert von Greta Thunbergs Engagement und einer notwendigen Transformation der Wirtschaft. Der Klimaexperte Matthias Krümmel bilanzierte selbstkritisch: Wir Älteren sind nicht Teil der Lösung, sondern des Problems.
Kein Mensch wird von Berlin nach München mit dem Zug fahren, weil das Ticket plötzlich 160 statt 180 Euro kostet. Alles, was wir zusätzlich auf freiwilliger Basis tun, wird das Problem nicht lösen. Was wir brauchen ist eine Steuerung, die den ohnehin Benachteiligten in unserer Gesellschaft die Möglichkeit bietet, durch ein umsichtiges Verhalten Geld zu verdienen und diejenigen zur Kasse bittet, die durch ihr egoistisches Verhalten und ihre Rücksichtslosigkeit auffallen. Was derzeit passiert, spaltet unsere Gesellschaft. Stefan Mandler Kein Mensch wird von Berlin nach München mit dem Zug fahren, weil das Ticket plötzlich 160 statt 180 Euro kostet.
Es ist gut, viele „Gretas“ zu haben! Aber für einen Erwachsenen ist es schwer, das eigene Bild zu akzeptieren, wenn einem ein Kind den Spiegel vorhält. Günter Gladis
Das Klima regelt sich von selbst. Abzocker wollen unter dem Deckmantel des Klimaschutzes Kapital schlagen. Aber ich zahle nicht mehr, nur weil das Produkt sich selbst das Etikett der Nachhaltigkeit ausstellt. Alles nur Abzocke. Ich lass mir meinen hart ersparten SUV nicht von diesen Kids vermiesen. Eberhard Ochs Abzocker wollen unter dem Deckmantel des Klimaschutzes Kapital schlagen.
Junge Generationen fordern mehr Einsatz für den Klimaschutz, aber sie haben nicht die nötigen Mittel dazu. Leider reagieren die Politiker sehr unzureichend auf die Forderungen der jungen Leute. Wir aber haben die Plicht, unseren Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen. Wann wird sich die deutsche Regierung endlich Mühe geben, die Umwelt und die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen? Schule Saint Cyr in Rennes (Frankreich), 2. Studienjahr Deutsch als Fremdsprache.
Ich wäre für höhere Preise für Flugreisen (Kerosin besteuern), für Verzicht auf Kreuzfahrten, für Stillegung der Kohlekraftwerke und für massive Aufforstung. An Elektromobilität glaube ich nicht, die kann sich nicht durchsetzen. Woher soll denn der massive Mehrbedarf an Strom kommen, wenn wir alle mit E-Autos fahren? Und die Reichweite von E-Autos ist zu gering. Es müsste ein sinnvollerer alternativer Antrieb geschaffen werden. Die CO2-Preise zu erhöhen finde ich nicht gut, das trifft nur wieder die Geringverdiener. Brigid Lemoulin
Für die meisten Menschen hat Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit überhaupt keinen Wert. Sind natürlich alle für Klimaschutz, aber bitte nicht bei mir, immer erst beim Anderen! Arturo MioDas Klima-Problem ist zu groß und zu wichtig, als dass wir uns am gesellschaftlichen Gegeneinander abarbeiten sollten.
Der Reflex, bei einem Problem immer zuerst nach einem Schuldigen zu suchen, ist bei uns tief verankert. Was wir indessen brauchen, ist ein Arbeiten an der Sache. An neuen Feindbildern zu basteln schadet nur, denn was wir wirklich brauchen, ist gesellschaftliche Solidarität, einen Konsens und eine Zusammenarbeit über alle Gesellschaftsschichten und Generationen hinweg. Das Problem ist zu groß und zu wichtig, als dass wir uns am gesellschaftlichen Gegeneinander abarbeiten sollten. Und nebenbei: die Aussage, die ältere Generation wäre am Wohlergehen der jüngeren Generation nicht interessiert, ist eine infame Unterstellung, die nachweislich nicht stimmt. Frank Fidorra
Wenn die Erwachsenen nicht handeln, müssen es die Jugendlichen machen, sie müssen sowohl ihre eigenen Lebensweisen als auch die politischen Verhältnisse mittels der Wahlurne verändern. Bottom-up ist die Devise. Jeder beginnt für sich und dann alle gemeinsam. Jeder kann für sich entscheiden, welcher Beitrag geleistet werden kann. Wenn die politischen Verhältnisse sich dann verändert haben, die alten Skeptiker, Zauderer, Relativierer sich in der Minderheit befinden, können die großen, gemeinsamen Top-down Projekte angegangen werden. Das ist das Schöne an der Jugend: ihr gehört die Zukunft. Den Alten blüht nur eine Gewissheit: eines Tages, eher früher als später, sind sie weg. Und mit ihnen die Skepsis und die Bedenken. Die Jugend und die Wissenschaft: eine unschlagbare Einheit. Wilfried Wang
Viele Menschen denken, sie seien vom Klimawandel nicht betroffen. Wenn im Amazonas der Regenwald abgeholzt wird, sind wir trotzdem betroffen: durch Erderwärmung, Luftverschmutzung, Flüchtlinge. Das Problem müsste ständig sichtbar sein. Andere Menschen wollen helfen, aber nehmen Klimaschutz nur als Verzicht wahr. Man sollte jetzt verzichten, damit wir später nicht auf unsere Erde verzichten müssen. Klasse 8G, Heinrich-Hertz-Schule Hamburg
Ich spare Heizöl, ich spare Strom. Wenn ich Rechnungen von vor 20 Jahren anschaue, kommen mir die Tränen. Da ist einfach mal die Umverteilung der Regierung gefragt. Ich bin schon immer sehr bewusst mit diesen Ressourcen umgegangen, aber langsam ist es nicht mehr tragbar. Da haben die vor langer Zeit die Welt verpennt. Birgit Zühlke
Der deutsche Michel ist an Veränderungen nicht interessiert, er müsste seine Komfortzone verlassen und die Wirtschaft hat die Politik fest in der Tasche und will auch nur weiter Renditen erwirtschaften. Unendlich. Letzten Endes geht es nicht nur um Klimapolitik, sondern um ein systemisches Umdenken und Umsteuern. Das jetzige System hat diesen Klimawandel initiiert und führt ihn auch immer weiter, es basiert auf einem grundsätzlichen Systemfehler. Dierk Solas
Ist es denn nicht wahr, dass gerade die Wissenschaft, von der nun die Lösung des Klimaproblems erwartet wird, den Zustand der Welt herbeigeführt hat, den sie - mit Recht - beklagt? Wie steht es mit der Glaubwürdigkeit der Experten? In der Zukunft werden hochdotierte Wissenschaftler, wie heute schon, auf Kosten der Allgemeinheit die Welt bereisen und „nachschauen, ob ihre Hypothesen zutreffen oder nicht“. Das ist in der Tat alles, was voraussehbar ist. Wunderbar? Gewiss nicht. Also heißt die Maxime der Vernunft nicht „Unite behind the Science“ (Greta T.), sondern: „Sapere aude!“ Selber denken! Ed DellianDie Klimakrise ist das Ergebnis der Verwerfungen des Kapitalismus.
Die Klimakrise ist das Ergebnis der Verwerfungen des Kapitalismus. In einem System endlicher Ressourcen unendliches Wachstum produzieren zu wollen, kann nicht funktionieren. Nils Gerster
Was es mir wert ist? Auf die Straße zu gehen und nach noch mehr Steuern zu fragen. Und das jeden Freitag. Maik Christoph
In der ersten Woche unserer Debattenserie ging es um "Verkehr - Kann das Auto weg?". Alle Beiträge zu dieser Debatte finden Sie hier. Danach stellten wir die Frage: Darf man noch Fleisch essen? Hier sind die Beiträge zum Nachlesen. In der dritten Woche schrieben verschiedene Gastautor*innen Kommentare zu der Frage: "Wie weiter zwischen den Geschlechtern?" Die Beiträge lesen Sie hier. Und in der vierten Woche wurde zu der Frage debattiert: "Wie viel Computer braucht der Mensch?". Lesen Sie die verschiedenen Meinungen hier. Was ist Heimat? - lesen Sie die Meinungen der Autor*innen hier.