GesellschaftReligion - Gefährdet sie den gesellschaftlichen Frieden?
Moderatorin der DebatteAnna SauerbreyRessortleiterin Causa/Meinung
Expertise:
Dr. Anna Sauerbrey leitet das Ressort Causa/Meinung des Tagesspiegels.
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Stand der Debatte
Deutschland ist eine Gesellschaft mit vielen Religionen. Vor allem die muslimische Religionsgemeinschaft in Deutschland wächst, auch durch den Zuzug der zahlreichen Flüchtlinge aus der islamischen Welt. Birgt die verstärkte Multi-Religiosität neuen gesellschaftlichen Konfliktstoff? Mit Blick auf Deutschland, aber auch auf die zahlreichen religiös geprägten oder überformten Konflikte weltweit fragen wir: Sind (multi-)religiöse Gesellschaften tatsächlich per se "unfriedlicher" als säkulare Gesellschaften? Und was ist die beste Antwort einer Gesellschaft, die viele Religionen versammelt: Säkularität im öffentlichen Leben - oder Liberalität gegenüber religiösen Ausdrucksformen?
von Hamideh Mohagheghi - Religionswissenschaftlerin und Juristin
Universität Paderborn
Religionen können aufgrund der Texte und Erzählungen durchaus zur Zuspitzung von Konflikte beitragen. Besonders die Anhänger der monotheistischen Religionen sind da gemeint, wenn glauben, einen Wahrheitsanspruch verteidigen zu müssen.
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Die Skepsis der Europäer gegenüber Religionen wird seit Jahrzehnten genährt: einerseits durch Glaubenskonflikte überall auf der Welt, und auch durch eine wachsende Religiosität - die wiederum eine Reaktion auf wirtschaftliche Not und Arbeitsmigration ist. Denn je prekärer und schutzloser Menschen sich fühlen, desto wichtiger und verteidigenswerter kann die Glaubensgemeinschaft für sie werden. Ob Religionen zur Verteidigung aber Gewalt ausrufen oder den Verzicht darauf, hängt von den Situationen der Religionsgemeinschaften ab. Und für die sind wir mit verantwortlich.
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Religionen können Gesellschaften positiv prägen und einen wertvollen Beitrag für das Zusammenleben von Menschen leisten. Von daher liegt es nahe, den Schluss zu ziehen, dass die Gewalttaten von Extremisten nichts mit der eigentlichen Religion zu tun haben. Dies greift jedoch zu kurz: Jede Religion muss sich damit auseinandersetzen, wenn Gewalt in ihrem Namen ausgeübt wird. Das galt für die Katholische Kirche, das gilt auch für die Islamischen Gemeinden.
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von Bernhard Felmberg - Ministerialdirigent
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Es ist viel von einer „Renaissance der Religion“ die Rede - und seitdem Terroranschläge im Namen Gottes verübt werden, haben viele Menschen vor dieser „Rückkehr“ Angst. Aber wer bei den Integrationsbemühungen die Komponente der Religion ausklammern will oder sie nicht hinreichend beachtet, weil sie für ihn selbst nur eine marginale Rolle spielt, riskiert, dass die Integrationsbestrebungen von vornherein scheitern.
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von Petra Bahr - Leiterin Hauptabteilung Politik und Beratung der
Konrad-Adenauer-Stiftung
Religionsfreiheit bedeutet auch das Bekenntnis dazu, nicht (mehr) religiös sein zu wollen, schreibt die Theologin Petra Bahr. Diese Grundlage unseres Gemeinwesens hat sich noch längst nicht überall herumgesprochen.
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von Mina Ahadi - Politische Aktivistin, u.a. Zentralrat der Ex-Muslime
Die Migranten, die zurzeit nach Deutschland kommen, werden vor allem als Muslime betrachtet. Das ist fatal, sagt die politische Aktivistin und Exil-Iranerin Mina Ahadi. Denn wo Religion zentrale Zutat von Identität ist, ist sie Ursache für Diskriminierung, Apartheid und Streit.
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Gewalt eskaliert nicht von selbst. Ein Blick auf andere Regionen der Welt zeigt: Oft gelingt die religiöse Mobilisierung, wenn andere Formen der Konfliktlösung erschöpft sind. Die Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag über Möglichkeiten zum Erhalt des Friedens in pluralen Gesellschaften - und die Rolle des Staates dabei.
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Die Deutschen politisieren die Religion, vor allem den Islam. Die Religion wird so in der säkularen Gesellschaft zur weltlichen Glaubensfrage - und birgt das Potential für den nächsten Kulturkampf, schreibt der Historiker Michael Wolffsohn
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Eine Mehrzahl der Deutschen sieht den Islam als Gefahr - auch, weil Muslimen pauschal anti-westliches Denken zugeschrieben wird. Doch das ist falsch, schreibt Yasemin El-Menouar, die bei der Bertelsmann-Stiftung für den Religionsmonitor verantwortlich ist.
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