GesellschaftRechtspopulismus als Gefahr: Brauchen wir eine neue Aufklärung?
Moderatorin der DebatteAmory BurchardRedakteurin
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Dr. Amory Burchard ist Redakteurin im Ressort Wissen des Tagesspiegels und schreibt hauptsächlich über Hochschulpolitik sowie Themen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften
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Stand der Debatte
Deutschland erlebt einen Rechtsruck. Der Unwille der Deutschen gegenüber der Merkelschen Willkommenspolitik wächst ebenso wie die Zahl der AfD-Wähler. Die Volksparteien werden durch schlechte Wahlergebnisse wie zuletzt in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt abgestraft; AfD, Pegida und Co dagegen sind ein ernst zu nehmender Bestandteil der Gesellschaft geworden. Wutmenschen statt Gutmenschen. Wir fragen Wissenschaftlerinnen, Künstler und andere Intellektuelle: Braucht Deutschland eine neue Aufklärung?
Nicht nur AfD und Pegida - auch die Expansion des Religiösen gefährdet die aufgeklärte Gesellschaft, schreibt der Erziehungswissenschaftler und Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen.
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von Susan Neiman - Professorin für Philosophie und Direktorin
Einstein Forum Potsdam
Eine neue Aufklärung brauchen wir gar nicht; die alte würde völlig ausreichen - wenn wir sie nur wieder schätzen lernen könnten. Aufklärung sollte nicht bedeuten, schlicht eine tolerantere Gesellschaft zu fordern, denn der Begriff Toleranz heißt nur, etwas hinzunehmen, was man eigentlich ablehnt. Für eine aufgeklärte Gesellschaft ohne Rechtspopulismus bedarf es robusterer Werte.
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von Christina von Braun - Autorin, Filmemacherin und Kulturwissenschaftlerin
Humboldt-Universität zu Berlin
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, die Eliten bleiben unter sich; vielen bleibt der Zugang zu Bildung, Politik und Wirtschaft verwehrt. Das hat sowohl psychologische als auch gesellschaftliche Folgen: Die Zukurzgekommenen äußern ihren Unmut, indem sie mit Pegida auf die Straße gehen und AfD wählen. Wer den Populisten das Wasser abgraben will, sollte die Warnungen der Sozialforschung zur wachsenden sozialen Ungleichheit ernst nehmen.
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von Ute Frevert - Historikerin und Direktorin
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Ängste, Aus- und Abgrenzungsreflexe gibt es in jedem politischen Milieu, nicht nur im rechten. Überall da, wo Vorurteile ohne Realitätsbezug herrschen, ist Aufklärung nötig. Dabei gehören gegensätzliche Interessen zu einer Demokratie dazu. Doch dürfen die etablierten Parteien das rechtskonservative Milieu nicht politischen Hasardeuren und Demagogen überlassen.
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von Wolfgang Benz - Historiker
Technische Universität Berlin
Natürlich brauchen wir Aufklärung, aber keine „neue“. Vielmehr muss Aufklärung immerwährendes Gebot des Zusammenlebens sein. Gegen den Krakeel der Ratlosen und Unzufriedenen hilft kein einmaliger „Aufstand der Anständigen“, sondern nur stetige und alltägliche Aufklärung. Das ist mühsam, aber erfolgreich, wie die deutsche Geschichte nach Hitler lehrt.
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