GesellschaftFlüchtlingslager Tempelhof: Droht Berlin ein Ghetto?
Moderatorin der DebatteLeonie LangerRedaktion
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Leonie Langer ist Journalistin. Für den Tagesspiegel recherchiert sie Hintergründe für den Newsletter "Checkpoint" und sie ist Teil des "Tagesspiegel Causa"-Teams.
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Stand der Debatte
Auf dem Gelände des ehemaligen Tempelhofer Flughafens soll eine temporäre Großunterkunft für 7000 Flüchtlinge entstehen. Mit den Plänen setzt sich der Senat über den Volksentscheid zur Bebauung des Feldes hinweg, das Gesetz müsste geändert werden. Kritiker fürchten eine Ghettoisierung mit vorporgrammierten sozialen Konflikten: 7000 Menschen auf engem Raum zusammengepfercht - kann das gutgehen? Nein, sagt Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeister a.D. Ihm widersprechen unter anderem Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, CDU-Fraktioins-Vize Stefan Evers und der Stadtplaner und Leiter der Neuköllner Betreuungseinrichtung „Morus14“, Gilles Duhem.
von Antje Kapek - Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Stadtentwicklung
Bündnis 90/Die Grünen
Ende Januar hat die rot-schwarze Koalition die Änderung des sogenannten Tempelhof-Gesetzes beschlossen. Damit ist die Errichtung der größten Massenunterkunft für Geflüchtete in Deutschland besiegelt. Als Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus haben wir diese Gesetzesänderung abgelehnt. Berlin muss endlich umsteuern und auf Integration setzen.
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Durch die Luftbrücke war Tempelhof schon einmal Symbol der Solidarität und Humanität - das muss jetzt wieder so werden. Doch das kann nur gelingen, wenn die dort lebenden Flüchtlinge ihren Alltag aktiv selbst gestalten können und der Dialog zwischen ihnen und den Berlinern von Anfang an gefördert wird.
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von Elke Breitenbach - Sprecherin für Arbeit, Soziales und Inklusion
Die Linke
Eine Massenunterkunft wie Tempelhof führt integrations- und sozialpolitisch in die Sackgasse. Der Senat handelt verantwortungslos - und versäumt seit Jahren, leer stehende Immobilien in Wohnungen umzubauen.
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von Dirk Müller - Architekt, Mitgründer Bürger Ideenwerkstatt AG Village, Dozent
Openport Tempelhof Ideenwerkstatt AG Village
Das Tempelhof-Gesetz wird geändert. Doch das wäre nicht nötig, wie das dem Senat bereits Anfang Januar vorgestellte Konzept "Dreiklang" zeigt: Es sieht vor, in den Hangars dreistöckige Modulbauten aus Holz zu bauen.
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Wenn das dauerhafte Provisorium der Flüchtlingsunterbringung nicht durch eine gemischte Siedlung für alle Berliner ergänzt wird, kann Tempelhof zu einem Synonym für illusionsreiche und damit falsche Flüchtlingspolitik werden.
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Eine Großunterkunft Tempelhof kann nur mit straffer Führung, hartem Durchgreifen und deutschen Tugenden wie Fleiß, Sauberkeit und Disziplin gelingen. Die zentrale Lage ist ein Vorteil, der für Integrationsarbeit genutzt werden sollte.
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von Stefan Evers - Stellvertretender Fraktionschef
CDU
Flüchtlinge werden nur vorübergehend auf dem Flughafenvorfeld untergebracht, um Obdachlosigkeit und der weiteren Beschlagnahmung von Sporthallen vorzubeugen. Wenn die Notunterkunft nicht mehr gebraucht wird, muss das ursprüngliche Ziel verfolgt werden: Tempelhof als Zukunftsort für die Kultur- und Kreativwirtschaft.
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von Angelika Schöttler - Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg
SPD
Nicht die Größe der Unterkunft ist entscheidend für das Gelingen, sondern eine funktionierende Infrastruktur, Perspektiven für die Flüchtlinge und Integrations- und Betreuungsmaßnahmen. Der Betreiber der Tempelhofer Unterkunft sorgt mit verschiedenen Angeboten für die Flüchtlinge dafür, dass dort kein Ghetto entsteht.
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